Autismus
(eine kleine Einführung)


Nach der internationalen Klassifikation ICD-10 und der DSM-IV wird
frühkindlicher Autismus ,
Asperger-Syndrom und  Atypischer Autismus (autistische Züge) ,
sowie das Rett-Syndrom und andere desintegrative Störungen im Kindes-
alter unter tiefgreifende Entwicklungsstörungen (F84) klassifiziert.

 

Frühkindlicher Autismus (Kanner Autismus):

Man merkt sehr früh, das mit seinem Kind etwas nicht stimmt. Irgendwie ist das Kind unfähig den Blickkontakt zu halten. Es möchte nicht berührt werden. Es spielt immerzu mit den gleichen Spielzeug und das unaufhörlich. Es lacht kaum und zeigt keine Freude. Wenn andere Kinder anfangen zu sprechen, spricht es nicht oder sehr unverständlich.
Wiederholt es nur das, was man selbst gesagt hat? Im Kindergarten spielt es nur für sich, es will / kann keine Kontakte zu anderen Kindern knüpfen.
In seelischer Not hat es kein Verlangen nach Trost, oder doch, dann ganz ungewöhnlich viel?
Und dann auch das noch, es fügt sich selbst Schmerzen zu. Im nächsten Moment ist es tief in Gedanken versunken. Oft wedelt es mit den Armen oder Händen, schaukelt hin und her.
So könnte sich ein Kind mit frühkindlichen Autismus verhalten.

Könnte, denn die Symptome können unterschiedlich stark sein. Und nicht jeder zeigt die gleichen Symptome!
Laut ICD-10 sind folgende Symptome wesentlich für den frühkindlichen Autismus.

 

A Auffällige / beeinträchtigte Entwicklung bis einschließlich 36. Lebensmonat
   
B1 Qualitative Auffälligkeit der gegenseitigen sozialen Interaktion
B1a Unfähigkeit, nichtverbales Verhalten zur Regulation sozialer Interaktionen zu verwenden

(Mangel an direktem Blickkontakt, sozialem Lächeln / eingeschränkte Mimik)

B1b Unfähigkeit, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzunehmen

(keine Phantasiespiele mit Gleichaltrigen / fehlendes Interesse an anderen Kindern / fehlende Reaktion auf die Annäherungsversuche anderer Kinder / Mangel an Gruppenspiel mit Gleichaltrigen oder Freundschaften /Unangemessenheit eines Gesichtsausdruck / Unangemessenheit sozialer Reaktionen)

B1c Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit

Unfähigkeit, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzunehmen (keine Phantasiespiele mit Gleichaltrigen / fehlendes Interesse an anderen Kindern / fehlende Reaktion auf die Annäherungsversuche anderer Kinder / Mangel an Gruppenspiel mit Gleichaltrigen oder Freundschaften / Unfähigkeit, jemanden Trost zu spenden / der Körper einer anderen Person wird zur Verständigung benutzt)

B1d Mangel Freude mit anderen zu teilen

(das Kind zeigt kaum Aufmerksamkeit und nimmt kaum Angebote wahr, etwas mit jemanden zu teilen / teilt keine Bedürfnisse oder Vergnügen mit anderen)



B2 Qualitative Auffälligkeit der Kommunikation / Sprache
B2a Mangel oder Verzögerung der gesprochenen Sprache und fehlende Kompensation durch Gestik, Mimik

(das Kind hat Schwierigkeiten, auf etwas zu deuten, um Interesse zu bekunden / zeigt kaum konventionelle, zielgerichtete Gesten, wie Nicken oder Kopfschütteln)

B2b relative Unfähigkeit, einen sprachlichen Austausch zu beginnen oder aufrechtzuerhalten

(kaum soziales Lautieren oder plappern als Kleinstkind / stark verminderte wechselseitige Konversation)

B2c Stereotype und repititive Verwendung der Sprache und / oder idiosynkratischer Gebrauch von Worten oder Phrasen

(verzögerte Echolalie (wiederholt Gesprochenes des anderen), stereotype Lautäußerung (Wiederholung des immergleichen), unangemessene Fragen oder Fragestellungen / Pronominalumkehr / Neologismen und bizarre Neubildung von Ausdrücken / Worten)

B2d Mangel an variierenden spontanen "so tun als ob" -Spielen oder (bei kleinen Kindern) im sozialem Imitationsspiel

(beim imitieren von Handlungen, phantasievollem Spiel, imitierendem sozialem Spiel)



B3 Begrenzte, repititive und stereotype Verhaltensmuster
B3a Umfassende Beschäftigung mit stereotypen und begrenzten- /Spezialinteressen

(Spezialinteressen / ungewöhnliche und sehr häufige Beschäftigung)

B3b offensichtlich zwanghaftes Festhalten an nicht funktionalen Handlungen oder Ritualen

(Wortrituale / Zwangshandlungen)

B3c Stereotype und repetitive motorische Manierismen

(Hand- und Fingermanierismen (wedelt mit Händen, verdreht Finger, Hände))

B3d Vorherrschende Beschäftigung mit Teilobjekten oder nicht funktionalen Elementen von Sachen

(repetitiver Gebrauch von Objekten / ungewöhnliche sensorische Interessen)

C Das klinische Bild kann nicht durch andere Erkrankungen erklärt werden.

Wenn Sie glauben, das einige Punkte bei ihrem Kind zutreffen, wenden Sie sich
an die
Autismusambulanz Berlin  

 

Überlegungen zu Autismus (Ein Modell über Autismus) können Sie hier lesen.

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Das Asperger Syndrom

Das Asperger-Syndrom umfasst Teilaspekte des frühkindlichen Autismus , jedoch fehlt die schwerwiegende Verzögerung der Sprache und / oder der kognitiven Entwicklung.
* Häufig hat das Kind ein ausgeprägtes Interesse an einem Thema, seien es Verkehrsmittel, Tiere oder ein Bereich der Wissenschaft. Diese Interessen kommen und gehen, immer aber nehmen sie einen Großteil der Freizeit ein. Es kommt vor, dass ein vom Syndrom betroffenes Kind eine Redewendung wörtlich auffasst,  wie zum Beispiel den Satz: "Du hast wohl die Sprache verloren?".
Oft hat das Kind eine übergenaue oder pedantische Ausdrucksweise und man hat den Eindruck, als spräche man mit einem menschlichen Wörterbuch. In der Schule fällt ein ungleiches Profil der Fähigkeiten auf.
Das Kind kann ein bemerkenswert gutes Langzeitgedächtnis haben, kann eine außergewöhnliche Konzentration an den Tag legen, wenn es um sein spezielles Interessengebiet geht, und hat seine eigene originelle Methode, Probleme zu lösen.
Hingegen zeigt es unter Umständen wenig Motivation und Interesse für Aktivitäten, die seine gleichaltrigen Klassenkameraden faszinieren - eine Veranlagung, die auf spezielle Lernschwierigkeiten sowie auf
motorische Unbeholfenheit hinweist.

Im Klassenzimmer und auf dem Pausenhof ist das Kind meist isoliert und oftmals wird es von den anderen Kindern gehänselt. Ein solches Kind, das normal aussieht und normale intellektuelle Fähigkeiten hat, hat Probleme andere Menschen zu verstehen (Emotional und Empathisch) und es besitzt die Schwierigkeiten
Beziehungen aufzubauen.

* aus "Das Asperger-Syndrom", Tony Attwood

Eine Definition von einem Asperger Betroffenen können Sie hier lesen.


Differentialdiagnose Kanner- versus Asperger-Syndrom                                                             


Frühkindlicher Autismus
(Kanner-Syndrom)
Autistische Psychopathie
(Asperger-Syndrom)
erste Auffälligkeiten meist in den ersten Lebensmonaten markante Auffälligkeiten etwa vom 3. Lebensjahr an
Blickkontakt zunächst oft fehlend, später selten, flüchtig, ausweichend selten, flüchtig
Sprache später Sprachbeginn,
häufig sogar Ausbleiben einer 
Sprachentwicklung (etwa 50%)

stark verzögerte Sprachentwicklung
 
 

die Sprache hat anfänglich keine
kommunikative Funktion (Echolalie)

früher Sprachbeginn
 
 

rasche Entwicklung einer grammatischen
und stilistischen hochstehenden
Sprache

Die Sprache hat immer eine
kommunikative Funktion, die allerdings
gestört ist (Spontanrede)

Intelligenz meist erhebliche eingeschränkte
intellektuelle Leistungen, charakteristische Intelligenzstruktur
gute, bis überdurchschnittliche intellektuelle Leistungen, Intelligenzschwäche selten
Motorik keine Einschränkungen, sofern nicht eine zusätzliche Erkrankung vorliegt Auffällige Motorik: Motorische Ungeschicktheit, grob- und feinmotorische Koordinationsstörungen, ungelenke und linkische Motorik

(aus Remschmidt "Autismus", Erscheinungsformen, Ursachen, Hilfen, Beck-Verlag)

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Atypischer Autismus

Die Symptomatik des atypischen Autismus (oft auch psychogener Autismus genannt) entspricht den des frühkindlichen Autismus, jedoch ist das Manifestationsalter nach dem 3. Lebensjahr.  Oder das Kind zeigt nicht alle entsprechenden Störungen, aus den Diagnosekriterien des frühkindlichen Autismus.
Jedoch ist eine auffällige oder beeinträchtigte Entwicklung, nach dem 3.Lebensjahr, signifikant.

Autistische Züge:

Es gibt auch Diagnosen, zum Bespiel bei ADS oder geistigen Behinderungen, wo auch autistische Züge diagnostiziert werden.  Das bedeutet, das derjenige einige Symptome aus dem Diagnosekriterium  Autismus oder Asperger zeigt. 
 

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